Thomas Gruber: Verirrt am Klettersteig

Thomas Gruber: Verirrt am Klettersteig

Julia: Hallo Thomas! Schön, dass du heute online aus Norwegen dabei bist und uns von deinem bisher größten Abenteuer erzählst.

Zu Beginn wäre es super, wenn du dich kurz vorstellen könntest. Wer bist du und was machst du?

Ich bin Thomas, 25 Jahre alt und studiere Maschinenbau. Im Moment genieße ich mein Auslandssemester in Norwegen und wenn ich nicht gerade studiere, dann bin ich in den Bergen unterwegs.

Julia: Was bedeutet Abenteuer für dich im Alltag und was für einen Stellenwert haben Abenteuer für dich?

"Abenteuer haben für mich einen sehr großen Stellenwert, alles was kein Abenteuer ist, ist meistens langweilig. Für mich bedeuten Abenteuer Herausforderung und Träume verwirklichen."

Julia: Und was war dein bisher größtes Abenteuer?

"Mir fällt es schwer das eine größte Abenteuer zu küren, aber eines der größten war auf jeden Fall letztes Jahr die Klettertour Hawelka auf den Hochkönig. Da hatte ich hatte im Vorhinein keine Ahnung was auf mich zukommen wird, weil mein Bruder die ganze Planung übernommen hat. Ich habe nur gewusst, dass er die Tour schon einmal gegangen ist und vor allem mit wem er sie gegangen ist. Diese Info hat mir gereicht, um zu wissen, dass es sicherlich herausfordernd werden wird.

Als ich ihm dann zugesehen habe, als er unser ganzes Alpin-Kletterzeug eingepackt hat, hat er nochmal betont, dass es heute sicher keine leichte Tour wird. Das hat meine bittere Vorahnung nur noch bestätigt und ich habe beschlossen, dass ich nicht mehr nachfragen werde (vor allem um besser schlafen zu können!).

Am Zielort angekommen erkannte ich die Gegend des Hochkönigs schon, weil wir dort schon öfter Touren gegangen sind. Auch als mir mein Bruder endlich die bevorstehende Tour präsentierte, wusste ich schon, dass diese als alter Klassiker bekannt war. Allerdings wusste ich auch, dass diese Tour seit den 70er Jahren nicht mehr saniert worden ist. Als ich dann also vor dieser riesigen Wand stand, dachte ich mir nur „hätt‘ ich mir schlimmer vorgestellt“.

Mein Bruder machte den Anfang und kletterte los. Von unten sah es gar nicht so schwer aus und ich habe mich gefragt, warum er heute so lange für die erste Etappe braucht. Während er weiterkletterte, fragte ich ihn mehrmals, ob alles okay sei. Er antwortete nur „Jaja, es ist gar nicht so einfach und abgesichert ist es auch nicht so gut!“. Von unten hab‘ ich mich wieder nur gefragt warum er sich so anstellt, weil doch viele Haken auf dieser Route platziert waren. Ich habe das alles damit abgetan, dass er heut vielleicht einfach nicht gut drauf ist.

Als er dann endlich den ersten Stand erreicht hat, konnte ich endlich mit dem Klettern starten. Schon nach den ersten paar Metern dachte ich mir nur „scheiße, er hatte vielleicht Recht“. Die Absicherung war wirklich nicht die Beste. Es waren zwar viele Haken, aber diese waren völlig verrostet und haben beängstigend gewackelt. Schon nach kurzer Zeit hatte ich keine Ahnung mehr wie ich weiterklettern sollte und ob ich die Route überhaupt fertig schaffen würde. Und so hing ich nervös im Felsen, ohne Plan wie ich weiterkommen sollte. Bis ich neben mir einen dieser alten, rostigen und wackeligen Haken entdeckt habe. An diesem Haken hing dann für ein paar Sekunden gefühlt mein ganzes Leben, weil ich mich langsam daran hochgezogen habe.

Mein Bruder hat sich währenddessen über mich lustig gemacht und die Haken „Ganghebel“ getauft, weil diese ca. 10 cm aus dem Fels gestanden sind und sie wie einen Ganghebel in alle Richtungen bewegen konnte.😂 Als ich endlich den selben Stand wie mein Bruder erreicht hatte, hatte ich schon Angst wie ich die restliche Route bewältigen sollte. Zu meinem Glück wurde die Tour danach etwas leichter.

Jedoch entdeckte ich mitten in der Tour einen Bohrhaken, der sich normalerweise nur an jedem Zwischenstand befindet. Ich habe mich in dem Moment sehr darüber gefreut, da diese Haken die einzigen auf der Strecke waren, die nicht verrostet, wackelig oder 50 Jahre alt waren. Meine Freude kann man sich ungefähr so vorstellen: das ist wie, wenn man eine Woche vegetarisch gegessen hat und dann überraschenderweise endlich Speck vorgesetzt bekommt. Nach dieser kurzen Freude bin ich gerade hoch weitergeklettert. Nach kurzer Zeit habe ich wieder 2 ältere Schlaghaken vorgefunden, aber darüber oder daneben habe ich gar nichts mehr zum Einhaken mehr gefunden. Alles hat so ausgesehen, als ob es hier nicht mehr weiterginge. Während ich mich nach anderen Möglichkeiten umsah, entdeckte ich, dass viel weiter unten der eigentliche Weg weitergegangen wäre.

Erst dann wurde mir bewusst, dass der Bohrhaken vorhin eine Kurve signalisieren hätte sollen! Die Tour wäre eigentlich rechts um den Felsen weitergegangen. In diesem Moment hing ich wirklich verzweifelt viele Meter über dem Boden und wusste nicht weiter, da runterklettern deutlich komplizierter ist, als hinaufklettern. Normalerweise kann man sich bei Bohrhaken sicher einhängen und sich so einen festen Stand bauen, hier kam das aufgrund der rostigen und wackeligen Haken gar nicht in Frage, da ich doch noch gern weiterleben wollte. Also musste ich mir irgendwie selbst einen bauen. Zum Glück hatten wir unsere gesamte Alpinausrüstung mit und ich habe begonnen ein Klemmgerät nach dem anderen am Felsen zu befestigen. Ein Klemmgerät ist ein aktives und mobiles Sicherungsmittel, das man in Felsspalten stecken kann, um sich abzusichern. Nach den ersten zweien hatte ich immer noch gewaltige Angst, sodass ich noch zwei weitere befestigt hab. Irgendwann habe ich so ausgesehen, als würde ich in einem Spinnennetz festhängen! 😄

Als ich mich sicher gefühlt habe, habe ich meinen Bruder informiert, dass er jetzt nachkommen kann. Er hat dann beim besagten Bohrhaken die richtige Abzweigung genommen und als er dann am eigentlichen Stand angekommen ist, hat er mir nur zugerufen „Ja, kann man machen, wenn man will!“. Dann hat er ein Foto von mir gemacht, das die einzigen 5 Sekunden eingefangen hat, wo ich gelacht habe."

Julia: Was für ein Augenblick ist dir bei deinem Abenteuer besonders in Erinnerung geblieben?

"Das Nussstangerl danach! Das ist die beste Belohnung."

Julia: Welche 3 Key Takeaways würdest du anderen Abenteurern mitgeben?

#1 Man muss nicht schon alles im Vorhinein wissen

Manchmal ist es gut, wenn man nicht schon im Vorhinein weiß, was alles auf einen zukommen wird. Das soll jedoch nicht heißen, dass man keine bestmögliche Tourenplanung machen sollte 😄

#2 Such dir die richtigen Partner

Denn mit den richtigen (Seil-)Partnern kann man fast alles schaffen!

#3 Die Grenze zwischen feig und wahnsinnig finden

Man sollte sich öfter fragen, ob das was man gerade tut verrückt ist oder ob man sich dabei erwischt, dass man Ausreden sucht, weil man feig ist. Das wichtigste ist ja nicht, dass man ganz oben war, sondern vor allem das Nussstangerl danach!

Julia: Hast du ein Motto bei deinen Abenteuern?

„Die große Kunst beim Bergsteigen ist es, die Grenze zwischen Feigheit und Wahnsinn zu erkennen.“

Julia: Sehr spannendes Outdoor Abenteuer mit einem super Abschlusszitat. Danke, dass du dir sogar von Norwegen aus Zeit genommen hast und noch viel Spaß bei deinem aktuellen Auslandssemester-Abenteuer!

 


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